Beschreibung
Inhalt
Editorial von Roland Tichy – TE 0525
Wut, Frust, Flucht
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ lautet ein berühmter Vers in Hermann Hesses Gedicht „Stufen“. Tatsächlich, ohne Hoffnung auf Besserung würde man nicht aufstehen, nichts anpacken, nichts wagen. Hoffnung ist das Rauschmittel, das unser Leben vorwärtstreibt.
Neue Regierungen wecken Hoffnungen: „Es wird schon nicht so schlimm werden“, trösten sich die Verlierer. „Endlich ein neuer Anfang“, jubeln die Sieger. Die noch in den Windeln liegende, ach was, die noch nicht gezeugte Regierung Merz hat jetzt schon verspielt. Sie ist vor dem Anfang am Ende. Friedrich Merz hat einen Camouflage-Trick versucht: rot-grüne Politik unter schwarzem Umhang. Er funktioniert nicht.
Jetzt treibt die Wut viele Bürger um, auf Wut folgt Resignation. Man fühlt sich hilflos, ausgeliefert: Die Parteien-Oligarchie scheint unabwählbar. Aber dann rappelt man sich auf. Was geht denn noch? Was kann man retten? Wie sich wenigstens persönlich in Sicherheit bringen, vor immer neuen Steuern, Abgaben und Regulierungen schützen? Auswandern ist für viele eine gute Methode, auch wenn man beim dauerhaften Überschreiten der Grenze mit der Neuauflage der einstigen „Reichsfluchtsteuer“ ausgeplündert wird.
„Etwas Besseres als den Tod findest du überall“, sagten sich die Bremer Stadtmusikanten. Auswanderung ist ja auch gewollt, holt sich doch die Regierung ein neues, ein besseres Volk ins Land, weil ihr das alte nicht behagt: per Flugzeug aus Afghanistan, mit Booten über das Mittelmeer, zu Fuß über die gute alte Balkanroute, an der nur der lästige Viktor Orbán im Weg steht. Also machen wir halt Platz, und wer zurückbleibt, feiert Ramadan statt Ostern und Zucker- statt Schützenfest oder Karneval, denn für die alte Kultur ist es längst zu gefährlich, sich offen zu zeigen. So verschwindet unsere alte Art zu leben; die Kirchen klatschen Beifall. Wer dableibt, igelt sich ein und überprüft jede neue Tätigkeit auf „Nachhaltigkeit“ vor immer neuen Anschlägen auf das Eigentum. Wer selbst nicht geht, lässt seine Vermögenswerte gehen.
Auch die Regierung ergreift ihrerseits Maßnahmen. „Messer müssen geächtet werden“, erklärt uns ein SPD-Innenpolitiker. Messer, nicht Täter. Für verdächtige Staatskritiker unterhält das Bundeskriminalamt, früher für die Verfolgung schwerster Straftaten zuständig, heute eine Zentralstelle zur Verfolgung derjenigen, die von den Hunderten Meldestellen wegen Regierungskritik denunziert werden. Von dort aus werden dann Landeskriminalämter gesteuert, Verfassungsschutz und NGOs in Gang gesetzt, um jedes unserer Worte zu überwachen (siehe Seite 44).
Klar, wer Zustimmung verliert und Kritik wachsen sieht, sanktioniert die Kritiker. Aber was nach Stärke klingt, beweist nur Schwäche. „Sire, Sie können mit einem Bajonett alles machen, aber Sie können nicht darauf sitzen“, warnte Talleyrand Napoleon Bonaparte, der mit Gewalt ganz Europa beherrschte. Napoleon endete auf einem einsamen Felsbrocken im Südatlantik namens St. Helena.
Inhaltsverzeichnis dieser Ausgabe
100 Seiten, durchgehend 4-farbig, broschiert