Beschreibung
Inhalt
Über neue Sexualmoral
»Wenn Liebe das Kostbarste ist, müssen wir an einer humanen Kultur arbeiten, in der sie vor allen Formen von Übergriffigkeit und Missbrauch geschützt ist.«
Es scheint, als würden uns die romantischen Vorstellungen von Liebe gerade um die Ohren fliegen. Offenbar ist es schwer geworden, Lust und Sexualität in normales, gutes Leben zu integrieren. Viele sind biographisch verletzt, tragen die Narben misslungener Beziehungsversuche an sich. #MeToo hat gezeigt, wie tief Gewalt in den Raum unserer intimsten Beziehungen eingedrungen ist. Fassungslos stehen wir vor der Tatsache, dass es in diesem Land möglich ist, dass kleine Kinder vor laufender Kamera vergewaltigt werden und Tausende von Internet-Nutzern sich an diesen Clips delektieren. Ist die Welt der Liebe komplett aus den Fugen geraten? Was sind die Koordinaten für gutes Leben, gute Liebe, guten Sex?
Die Kirchen sind von ihrem Wesen her „moralische Instanz“, oder sie unterminieren ihren Daseinsgrund. In nie dagewesener Weise haben sie Kredit verspielt: der Mißbrauch ist der Mühlstein an ihrem Hals, der sie in die Tiefe zieht. Mitten in der weltweiten anthropologischen Krise, in der die Verkünder des Evangeliums Orientierung schenken müssten, geben sie ein hilfloses Bild ab. Was sie über Liebe und Sex zu sagen haben, überzeugt nicht. Während beide Kirchen ihre eigene Hypothek noch immer nicht anschauen, möchten sie mit naiv sexualoptimistischen Konzepten schon wieder die Flughoheit über die Betten erobern.
Wie eine wirklich „neue“ Sexualmoral aussehen könnte, steht in diesem Buch, das jemand geschrieben hat, der kirchlichen Missbrauch erlebt hat – und der doch nicht den Glauben an den Menschen, die Liebe und Gott verloren hat.
Über den Autor
Bernhard Meuser, Jahrgang 1953, Publizist und Verleger, war früher Leiter des Pattloch Verlags, danach Initiant und Mitautor des «YOUCAT». Meuser hat in seiner Jugend selbst den Missbrauch durch einen homosexuellen Priester erlebt. Schockiert über die halbherzigen Aufarbeitungsstrategien seiner Kirche, entschloss er sich zu einer deutlichen Entgegnung. Dabei blieb er nicht bei Kirchenkritik stehen, sondern musste radikal nachdenken, um zu den Wurzeln von Liebe und gutem Leben durchzudringen.
Stimmen zum Buch
»Ein messerscharfes, furchtloses Buch, an dem sich die Geister scheiden werden. Glänzend geschrieben, nie langweilig, oft genug schonungslos provokant, wird man hineingesogen in einen großen Dialog über das, was gutes Leben ausmacht. Lange hat niemand mehr so klar und bestimmt von der Liebe, der Lust und der Freiheit gesprochen. Wenn das christliche Moral ist, dann wünsche ich „Freie Liebe“ in die Hand jedes evangelischen und katholischen Christen. «
Dr. Dominik Klenk, Verlagsleiter Fontis Verlag
»Weder der biographische Hintergrund noch der aktuelle Anlass des Buches sind erfreulich: Bernhard Meuser hat selbst Missbrauch erfahren und er ist – gelinde gesagt – unglücklich über die Auseinandersetzung seiner Kirche mit dieser Thematik. Eine der Kernthesen: Der Versuch auf dem synodalen Weg eine „neue Sexualmoral“ zu lancieren überdecke lediglich das eigentliche Problem. Mehr noch: Der Versuch die Sexualmoral „anschlussfähig“ zu machen, sei nichts weiter als ein unterscheidungsloses Anpassungsmanöver an die herrschende „Zivilmoral“ – aber helfe Menschen in keiner Weise zum guten, gelingenden Leben. Dabei ist Meuser durchaus kritisch gegenüber den Engführungen der moraltheologischen Tradition und will eine „neue Sexualmoral“ – nur nicht die angepriesene. Meuser setzt dagegen auf eine Ethik des „Guten“, wie sie der belgische Dominikaner Servais Pinckaers formuliert hat. In ihr geht es – die Tradition des Thomas von Aquin schöpferisch erneuernd – um Haltungen (Tugenden), die Leben gelingen, glücken lassen. Ein weiterer seiner Helden ist Carol Wojtyla mit der „personalistischen Norm“ seines philosophischen Meisterwerks „Liebe und Verantwortung“. Schließlich ist unter den Helden noch C.S. Lewis zu nennen, der mit dem Begriff des „Tao“ aus der „Abschaffung des Menschen“ einen weiteren roten Faden liefert. Immer geht es um eines: Damit Sexualität gelingen kann, geht es darum, sie in ihrer Vielschichtigkeit ins Humanum zu integrieren. Jede Fragmentierung ist Gift. Sie zerstört die Menschlichkeit. Die Kollateralschäden der Fragmentierung hinterlassen verletzte Seelen. – Das Buch ist mit Leidenschaft geschrieben. Meuser kann deutlich werden. Dennoch: Der Blick auf die Beschädigten, hinter der integrierten Vollgestalt Zurückbleibenden ist liebevoll. Es geht um Heilung. Und die brauchen wir alle! – Das Buch ist m. E. der bislang wichtigste kritische – und dennoch zugleich ungeheuer konstruktive – Beitrag zur Debatte um eine „neue Sexualmoral“. Übrigens auch – anders als manch dünne Produktion von moraltheologischen Lehrstühlen – materialreich gesättigt mit einer wirklichen Wahrnehmung von Gesellschaft und Kultur der Gegenwart (und ihrer Abgründe).
Ein glänzend geschriebenes Meisterwerk: Unbedingt lesen!«
observator thomisticus
Leseprobe
Klappenbroschur, 432 Seiten