Beschreibung
Inhalt
Egon Flaig bezieht Position gegen die fortschreitende gesellschaftliche Fragmentarisierung, genährt von der Verabsolutierung individueller Freiheiten, und gegen die Erosion republikanischer Staatlichkeit durch das unheilvolle Zusammenspiel von globalistischem Kapitalismus und Humanitarismus. Hieraus erwächst dem aufgeklärten Konservativen die Aufgabe, geistige und politische Haltepunkte wieder im kollektiven Gedächtnis zu verankern. Denn der Konservative ermisst die Verluste, die jeder historische Wandel mit sich bringt, und erkennt die Bedrohung aller Errungenschaften, denen wir unsere politische und kulturelle Selbstvergewisserung verdanken. Skeptisch blickt er auf die emphatisch-aufklärerische Forderung nach uneingeschränkter Toleranz, denn er weiß, dass kulturelle Unverträglichkeiten nicht verschwinden, weil sie nicht in unser Weltbild passen. Im einleitenden Manifest „Was heißt heute ‚konservativ sein‘?“ und in einer umfassenden Grundlegung des aufgeklärten Konservatismus unter zwölf Aspekten plädiert Egon Flaig für ein gestärktes säkularisiertes Europa. Dessen rechtliche Verfasstheit für ein politisch organisiertes Zusammenleben sieht er durch einen religiösen Fundamentalismus von außen und einen pseudoreligiösen Humanitarismus von innen gefährdet. Beide ideologisch extreme Ausrichtungen unterhöhlen den republikanisch-bürgerlichen Staat und seinen Gemeinsinn; der Staat mutiert zur bloßen Gesellschaft ohne Pflichten und Opferbereitschaft und ohne Verpflichtung zu kultureller Dankbarkeit (als Bereitschaft zu Übernahme und Weitergabe).
»Konservative unterscheiden sich von den Fortschrittsgläubigen vor allem durch das geschärfte Bewusstsein, dass alle Errungenschaften auf diesem Planeten teuer erkauft wurden, mit hohem Einsatz und Mühe der Generationen vor uns. Konservative lassen diese kulturellen und menschlichen Kosten nicht aus dem kritischen Auge. Sie rechnen mit der Verlierbarkeit aller Dinge, die unser Leben lebenswert machen.«
Egon Flaig
Über den Autor
Egon Flaig, geboren 1949 in Gronau, war bis zu seiner Emeritierung 2014 Ordinarius für Alte Geschichte an der Universität Rostock. Nach seiner Habilitation, die in Buchform 1992 unter dem Titel Den Kaiser herausfordern. Die Usurpation im Römischen Reich erschien, lehrte Flaig an diversen deutschen Universitäten. Darüber hinaus wurde er mehrfach zu Gastprofessuren, unter anderem am Collège de France (bei Pierre Bourdieu), sowie zu Forschungsaufenthalten in renommierten Institutionen, wie dem Wissenschaftskolleg zu Berlin, eingeladen. Seine wissenschaftliche Arbeit versteht Egon Flaig, abseits verengter fachdisziplinärer Fragestellungen, als weitgreifende politische Anthropologie, die er in zahlreichen Essays zu Kritik und Krise der europäischen Moderne auszuleuchten versteht.
Stimmen zum Buch
»Was nottut ist Seite für Seite brandaktuell, sowie eine sehr scharfsinnige, sprachlich geschliffene Analyse der Gegenwart – ein „Muss“ für jeden, der sich als konservativ versteht, aber auch für jeden anderen, der ernstlich bemüht ist, die Hintergründe des aktuellen Niedergangs westlicher Gesellschaften zu verstehen.«
Die Tagespost
Leseprobe
Klappenbroschur, 176 Seiten