Beschreibung
Inhalt
Editorial von Roland Tichy – TE 1225
Herbst ohne Reform
Mit einem Knall begann der von Bundeskanzler Friedrich Merz versprochene „Herbst der Reformen“. In Gundremmingen wurden die Kühltürme des Kernkraftwerks gesprengt und mit ihnen Merz’ Wahlkampfversprechen, dass die Energieversorgung wieder gesichert werde. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sekundierte mit einer Jubelmeldung. „Bayern kann Energiewende“ – in Gundremmingen entsteht nun eine Großbatterie. Während das zerstörte Kernkraftwerk zuverlässig und rund um die Uhr Bayern mit einem Viertel seines gesamten(!) Strombedarfs beglückte, ist die Söder-Batterie schon nach Minuten entleert. Und wer füllt sie dann wieder?
So sieht der Herbst der Reformen aus, und der Rest ist von ähnlich destruktiver Qualität. Das Bürgergeld nennt sich jetzt Grundsicherung. Eingespart wird so viel, wie die Söder-Batterien Strom liefern: so gut wie nichts. Aber mehr Beamte sollen den Empfängern künftig hinterherlaufen, wenn diese sich nicht pünktlich auf dem Amt melden. Sozialministerin Bärbel Bas hat sich das „Tariftreuegesetz“ ausgedacht. Es ist eine Ermächtigung der Gewerkschaften, künftig auch mittelständische Unternehmen in die Knie zu zwingen. Dafür wird eine neue „Tariftreueüberwachungsbehörde“ gegründet, die vermutlich mit Genossen besetzt werden wird. Sieht so der versprochene Bürokratieabbau aus?
Der Fortschritt ist schwarz-rot. Außenminister Wadephul, dessen knittrige Anzüge die schicken Designerkostümchen von Annalena Baerbock ersetzt haben, führt deren „feministische Außenpolitik“ fort. Die chinesischen Machthaber haben ihn nicht empfangen, denn Minister Schlau übersah, dass die chinesischen Außenhandelsexperten auf einer Tagung des asiatischen Blocks weilten.
Gesundheitsministerin Nina Warken empfiehlt Frauen angesichts des Stadtbilds die Mitnahme von Pfefferspray. Sie hat wohl vergessen, dass sie kürzlich noch dem Gesetzentwurf von Nancy Faeser zustimmte, der wirksames Pfefferspray verbietet und selbst die Mitnahme von harmlosem „Hund-weg-Spray“ in Messerverbotszonen untersagt. Die Ministerin braucht kein Spray, sie wird von zwei Bodyguards bewacht. Da kann man schon mal den Bezug zur Realität verlieren, so wie auch Forschungsministerin Dorothea Bär. Die will den ersten Fusionsreaktor in Deutschland laufen sehen; während sie noch schnattert, wird er in den USA schon gebaut.
Aber was will man erwarten von einem Kabinett, in dem der Kulturminister wegen tausendfachen Plagiats und Urheberrechtsverletzung einen Gerichtsentscheid nach dem anderen kassiert. Nachdem er auch beim Fälschen seines Lebenslaufs ertappt wurde, kann man sich aber nicht sicher sein, ob es wirklich Wolfram Weimer ist oder ein gewisser Felix Krull. Die „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ von Thomas Mann erschienen 1922 und in einer erweiterten Fassung 1954. Ob sich im Nachlass noch ein Band findet über Weimer, Merz und Konsorten?
Inhaltsverzeichnis dieser Ausgabe
100 Seiten, durchgehend 4-farbig, broschiert







